October 20, 2010

Te Deum – Die Jesuiten


Te Deum – Himmel auf Erden: Die Grundpfeiler unserer Kultur

"Der Mensch muss sich selbst in die Hand bekommen und dazu ist es nötig, sich der eigenen Phantasie zu bemächtigen, die den Willen bestimmt."

pt 6) Societas Jesu – SJ – "Macht des Gehorsams"
pt 1 & pt 2 & pt 3 & pt 4 & pt 5

Ignatius von Loyola, geboren 1491 als Sohn einer baskischen Adelsfamilie, wurde standesgemäß zum höfischen Ritter ausgebildet. In Deutschland begann zu jener Zeit gerade die Reformation, während das katholische Spanien am Anfang seiner Weltherrschaft stand.
Kolumbus hatte Amerika entdeckt, und auf der iberischen Halbinsel wurden die Mauren aus dem Land vertrieben und durch die spanische Inquisition verfolgt. Allein das französische Königshaus machte immer wieder Probleme. Durch eine geschickte Heiratspolitik hatte es großen Einfluss auf der iberischen Halbinsel gewonnen und schickte verstärkt Truppen, um seine Machtstellung abzusichern. [...]

Ignatius überfielen auf dem Weg zu seiner Pilgerstätte Zweifel an seinem Vorhaben. Zum ersten Mal begegnete er damit bewusst der hohen Kunst der sogenannten Unterscheidung der Geister, der Abwägung, welche Geister von Gott kommen und welche nicht. Bis heute ist es ein zentrales Anliegen der Jesuiten und wichtigster Bestandteil ihrer Exerzitien, in besonnener Abwägung "die richtige Entscheidung zu treffen".
Nach dem Pilgeraufenthalt in Montserrat zog sich Ignatius für geraume Zeit in eine Höhle bei Manresa zurück, geißelte sich, legte sein Leib in Ketten und schlief auf bloßer Erde. In der Tradition des büßenden Pilgers des späten mittelalterlichen Spaniens stand er fürchterliche Ängste und Qualen aus.
Er hatte schwere Depressionen und war dem Selbstmord nahe.

Erst die Lektüre von Thomas von Kempens Buch "Die Nachfolge Christi" brachte die Erlösung, als er las:

"Das Streben nach Heiligkeit liegt in der inneren Reinigung, nicht in der äußeren Abtötung.
Die Seele bedarf der Läuterung, nicht der Körper der Drangsalierung."

Damit eröffnete sich ihm eine völlig neue Sicht der Sühne. Ignatius lernte, seine eigene Seele zu lesen.
Er schrieb alles auf, was er an sich selbst beobachtete,
und erarbeitete damit die erste Fassung der Ignatianischen Exerzitien, der bis heute praktizierten geistlichen Übungen der Jesuiten:

"Der Mensch muss sich selbst in die Hand bekommen und dazu ist es nötig, sich der eigenen Phantasie zu bemächtigen, die den Willen bestimmt."

Sich selbst und den Willen Gottes zu erkennen, war für Ignatius das zentrale Problem.
Nach seiner Zeit in der Einsamkeit glaubte er, er wäre berufen, nach Jerusalem zu gehen, um die Mohammedaner zu bekehren (1523-24). Aber als man ihn dort nicht haben wollte, überfielen ihn erneut Zweifel. Er beschloss zu studieren. Zuerst in Barcelona (1524-27), dann sieben Jahre in Paris an der Sorbonne (1528-35), wo er gleichgesinnte Gefährten traf und mit ihnen einen Bund schloss. Mit sechs Kommilitonen, darunter Peter Faber und Franz Xaver, leistete er in der Kapelle von St. Denise in Montmartre folgenden Schwur: "Ich gelobe Gehorsam, Armut und Keuschheit sowie die Mission in Palästina. Sollten wir binnen Jahresfrist nicht nach Jerusalem gelangen, werden wir uns dem Papst zur Verfügung stellen und alles tun, was er von uns verlangt." Da zu jener Zeit jedoch der Schiffsverkehr zwischen Venedig und dem Heiligen Land wegen politischer Auseinandersetzungen völlig eingestellt war, deuteten die Gefährten diesen Umstand als Wink Gottes und zogen 1537 nach Rom.
Kurz vor der Stadt hatte Ignatius im Kirchlein St. Pietro von La Storta eine Vision, in der Gott selbst Jesus bat, Ignatius als Knecht aufzunehmen. Jesus stimmte zu und in Ignatius entbrannte eine starke Zuneigung zum Namen Jesu. Fortan gab sich die neue Glaubensgemeinschaft den Namen "Gesellschaft Jesu". [...]

Im Auftreten der Jesuiten, das sich deutlich von dem der alten Orden unterschied, lag eine große Chance. Ignatius wollte keine monastische Lebensform, kein Mönchshabit, keine Tonsur, keine Namensänderungen. Er wollte keine Konvente, kein Chorgebet, sondern schlichte Häuser. Den benediktinischen Grundsatz der Beständigkeit "stabilitas loci" verkehrte er in sein Gegenteil, das hieß, die Mitglieder sollten von Ort zu Ort ziehen und sich an keinen bestimmten Platz binden lassen. Dafür gab es eine neue Kraft, die die Jesuiten zusammenschweißen sollte: Gehorsam. Gemäß den Exerzitien, die Ignatius aus der Selbsterkenntnis heraus verfasst und Geistliche Übungen genannt hatte, lag wahre Freiheit nicht in der äußeren Bindungslosigkeit, sondern in der Disziplin. So konnten die Ordensmitglieder ungehindert und frei durch die Lande ziehen, wurden aber zugleich durch ein festes inneres Band des Gehorsams zusammengehalten:

"Überhaupt darf ich nicht mir gehören, sondern meinem Schöpfer und dessen Stellvertreter.
Muss mich leiten und bewegen lassen wie ein Wachsklümpchen sich kneten lässt, wie ein Toter der weder Wille noch Einsicht hat."

Der Mensch erfuhr in der beginnenden Neuzeit zum ersten Mal, dass sein Leben nicht vorbestimmt war. Es war kein unausweichliches Schicksal mehr, in einen bestimmten Stand geboren zu werden. Und auch Gehorsam gegenüber dem Höhergestellten war nicht mehr selbstverständlich, sondern musste begründet werden.
Eine solch differenzierte gesellschaftliche Sichtweise jedoch eignete sich nicht für einen auf höchste Effizienz angelegten Orden, wie es die Jesuiten waren und heute immer noch sind.
Sie betrachten den Gehorsam daher als eine hilfreiche Tugend.
Als der erste Generalobere des neu gegründeten Ordens (1541) koordinierte Ignatius in enger Zusammenarbeit mit dem Papst von Rom aus den Einsatz der Jesuiten in aller Welt. In dieser Zeit verfasste er die "großen Ordensregeln", die erst nach seinem Tod 1556 fertiggestellt wurden.
Nur 15 Jahre nach ihrer Gründung zählte die Gesellschaft Jesu bereits über 1000 Mitglieder.


Eroberung der Welt – Krieg der Heilsbringer


Zu den Leitideen der Jesuiten erklärte Ignatius mitunter die Eroberung der Welt für Christus. Diese Aufgabe nahm der Orden vor allem in Asien und im neu entdeckten Südamerika wahr. Mit den spanischen Entdeckern kamen die Jesuiten im 17. Jh. nach Lateinamerika und engagierten sich hier vor allem im Bereich der Bildung.
Von 1609 bis 1767 führten sie in Paraguay Hunderttausende von Indianer in feste, selbstverwaltete Siedlungen zusammen, die unter dem Namen "Jesuiten-Reduktionen" in die Geschichte eingingen. Dieses Gesellschaftsmodell provozierte jedoch nicht nur die spanischen Eroberer, denen der Zugang zu diesen Gebieten verwehrt war, sondern auch die einheimischen Häuptlinge. Es entflammte der sogenannte Krieg der Heilsbringer, in dem viele Jesuiten umkamen und schließlich von den Spaniern aus Paraguay vertrieben wurden.
In Asien griffen die Jesuiten zu einer neuen Methode, um den christlichen Glauben zu verbreiten. Im Gegensatz zu den alten Orden, die animistischen Kulturen gegenüber oft unnachgiebig blieben, wählten sie die "Inkulturation". Dies bedeutete, dass sie sich auf die örtliche Kultur einließen, sich ihr öffneten, um dann von innen heraus in Gottes Sinne wirken zu können. Zwar hatten die Jesuiten mit dieser Erfolg, doch verurteilte sie der Papst im sogenannten Ritenstreit. Auf päpstliche Weisung hin musste der Orden daraufhin seine Missionsstationen in China schließen.

In Europa waren die Jesuiten schon früh an fast allen Fürstenhöfen Beichtväter, was ihnen einerseits viel Macht verlieh, sie andererseits auch in Machtkämpfe verstrickte. Im 18. Jh. warfen ihnen besonders die bourbonischen Königshäuser vor, sich als Agenten zu betätigen und politische Entscheidungen hochgradig beeinflusst zu haben. Zudem wehrten sich protestantisch dominierte Städte mit aller Kraft gegen die erfolgreichen Gründungen von immer mehr Jesuitenschulen und deren Einfluss auf die Konfessionswahl der Menschen. Dies alles rief Abneigung hervor, die sich zu offener Feindschaft steigerte, welche schließlich auch auf das Volk übergriff. 1767 ließ Karl III. viele Ordensmitglieder inhaftieren, und die Bourbonen zwangen Papst Clemens XIV. dazu, den Orden 1773 aufzuheben.
Diese Abkehr des Papstes vom Orden, der ursprünglich zu dessen Unterstützung gegründet worden war, traf die Jesuiten hart. Viele fanden Zuflucht in Russland und Preußen, Gebiete, in denen die nicht-katholischen Regierungen die päpstliche Autorität ohnehin nicht anerkannten. Zarin Katharina die Große und Friedrich II. machten sich die Vorteile des jesuitischen Schulsystems zunutze und ließen die Ordensbrüder als Seelsorger für die katholische Bevölkerung Polens gewähren, das zwischen den beiden Mächten aufgeteilt worden war.

1814 wurde der Orden durch Papst Pius VII. wieder zugelassen, nachdem sich die Verleumdungen gegen die Brüder als haltlos erwiesen hatten. Doch auch Bismarck waren die Jesuiten ein Dorn im Auge.
Während des Kulturkampfes, der die endgültige Trennung von Staat und Kirche verfolgte, machte er ihnen den Vorwurf eines zu "internationalen und undeutschen Geistes" und ließ von der preußischen Polizei regelmäßig alle Kollegien durchsuchen. 1872 wurden die sogenannten Jesuitengesetze erlassen, welche die Ausweisung des Ordens aus dem Deutschen Reich zur Folge hatten.
Die totalitären Regime des 20. Jh.s führten in Europa einen unerbittlichen Kampf gegen die Religion.
Die russische Revolution machte dabei den Anfang und vertrieb nicht nur die orthodoxe Kirche, sondern auch die Jesuiten aus Russland. Aber auch die Nationalsozialisten setzten den Orden massiv unter Druck.

Die engagierten und intelligenten Predigten von Pater Rupert Mayer wurden im Dritten Reich bis weit über die Grenzen Münchens hinaus bekannt. Seine klaren Worte büßte der Geistliche mit KZ-Haft und Hausarrest.
Der Jesuit Alfred Delp engagierte sich seit 1942 im Kreisauer Kreis, der sich mit einer neuen christlichen Sozialordnung beschäftigte. Wegen Kontakten zu den Hitlerattentätern vom 20. Juli 1944 wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Effizienz gilt als eine der höchsten Tugenden des Ordens:

"Vertraue so auf Gott, als hinge alles von deiner eigenen Anstrengung ab, und mühe dich in der Weise, als liege alles in den Händen Gottes."

Dieser Vorsatz durchzieht das Leben und Wirken der Jesuiten von alters her. Besonders in der Erziehung junger Menschen, die schon immer zum Tätigkeitsbereich der Jesuiten gehörte, kam er zum Tragen.
Die Gesellschaft Jesu bildete ihren Nachwuchs nach höchsten Ansprüchen aus, denn nur fähige und gut ausgebildete Menschen waren den Aufgaben des Ordens gewachsen. So war das Studium von Anfang an Grundvoraussetzung für jeden Jesuiten.
Das Collegium Romanum in Rom, die heutige päpstliche Hochschule Gregoriana wurde 1551 von Ignatius von Loyola selbst gegründet. Er wollte eine eigene Hochschule, denn an den großen Universitäten Europas arbeiteten Aufklärung und Reformation gegen die katholische Theologie. Kirche und Gesellschaft drohten auseinander zu fallen, und der Jesuitenorden unter Ignatius verstand sich als Antwort auf die Herausforderungen.
Die Gregoriana gilt bis heute als Kaderschmiede der katholischen Kirche. Große Köpfe wie Athanasius Kircher, Ivan Illich, Karl Lehmann, Ratzinger oder Küng haben hier studiert oder gelehrt.

Zu den einflussreichsten Theologen des 20. Jh. zählt der Jesuit Karl Rahner.
Er war maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung des ZVK beteiligt,
dessen Botschaft "Dialog mit der Gesellschaft, mit der modernen Welt und mit anderen Religionen" lautete. Als Schüler von Martin Heidegger versuchte er eine Synthese der theologischen Tradition mit dem Denken der Moderne, den Naturwissenschaften und dem Marxismus. Da er immer wieder öffentlich die Missstände der Gesellschaft aber auch innerhalb der katholischen Kirche kritisierte, wurde er als "Protagonist der Freiheit in der Theologie" bezeichnet. In Innsbruck legte er den Grundstock zur Sammlung seiner Manuskripte, dem Karl-Rahner-Archiv. Kardinal Lehmann promovierte über Rahner und ist Inhaber der Karl-Rahner-Plakette.


Bildungsmonopol und Volksfrömmigkeit


Wo immer die Jesuiten aktiv wurden, gründeten sie Kollegien und unterrichteten junge Menschen in humanistischer Bildung. In mehreren Ländern Europas hatten sie ein Monopol auf dem gymnasialen Sektor.
Während die früheren Klosterschulen, beispielsweise die der Benediktiner, hauptsächlich ihren eigenen Nachwuchs heranzogen, öffneten die Jesuiten ihre Schulen auch für einen weltlichen Unterricht. Dies kam vor allem der Oberschicht des immer rascher anwachsenden Bürgertums der Neuzeit sehr entgegen, die gute Schulen für ihre Kinder benötigten. Die Jesuiten zeigten ihre Offenheit auch darin, dass sie den Unterricht mit Musikstunden und Theaterspiel ergänzten, für das sie eigene Stücke schrieben. Durch diese gelang es ihnen, die Volksfrömmigkeit zu fördern und die Gläubigen wieder an die katholische Kirche zu binden.
("Der Mensch ist geschaffen dazu hin, Gott unseren Herrn zu loben.")

Auch in den modernen Wissenschaften, vor allem in der Astronomie, gehörten und gehören die Jesuiten zur Elite. Bereits 1582 wurde die erste Sternwarte des Vatikans gegründet, die von Anfang an den Jesuiten unterstand.
Es war der Jesuit Angelo Secchi, der als erster die Sterne nach ihrem Spektrum klassifizierte. Anfang des 20. Jh. zog die Specola Vaticana, nachdem durch die städtische Ausbreitung der Himmel über Rom immer heller wurde, in das 25 km von Rom entfernte Castel Gandolfo, wo sich heute der Sommersitz des Papstes befindet. Doch auch hier ist es inzwischen zu hell, so dass eine zusätzliche Sternwarte in Tuscon, Arizona, errichtet wurde.
In einen schweren Konflikt zwischen Wahrheit und Glaubensgehorsam geriet 1632 der Jesuitenpater Clavius, der als führender Mathematiker seiner Zeit die Berechnungen Galileo Galilei und das neue Weltbild des Kopernikus zwar bestätigte, aber als Gutachter im Inquisitionsverfahren gegen Galileo Galilei beziehen musste, um dem tradierten Weltbild des Vatikans Gehorsam zu leisten.

Es gab Zeiten, da verstand man unter jesuitischem Drill eine strenge religiöse Erziehung mit dem Ziel, junge Menschen in den Griff zu bekommen. "Das ist natürlich heute längst nicht mehr so", versichert Pater Johannes Siebner, Direktor der Jesuitenschule St. Blasien im Schwarzwald, einem der großen Eliteinternate Deutschlands. Das Angebot von St. Blasien ist sehr effizient und international ausgerichtet. [...]
Auch der Jesuit und Exerzitienmeister Christian Herwartz lebt in Berlin. Er hat die ursprünglichen geistlichen Übungen modernisiert und in das Berliner Großstadtleben integriert. Bei seinen "Exerzitien auf der Straße" meditiert er mit Teilnehmern z.B. vor Obdachloseneinrichtungen. Dort sollen sie erfahren, was auch Ignatius erkannt hat: Aufmerksamkeit für einen Ort, eine Situation und damit für sich selbst.

Doch nicht nur im sozialen Bereich sind die Jesuiten tätig. Im Zentrum der katholischen Kirche, in Rom, liegt die mediale Gewalt des Vatikans in den Händen der Jesuiten: Sowohl das Pressebüro des Papstes als auch Radio Vatikan, das Sprachrohr der katholischen Welt, wird von ihnen geleitet. Der Deutsche Eberhard von Gemmingen arbeitete (bis 2009) im Sender als Chefredakteur. Generaldirektor von Radio Vatikan und Pressesprecher des Papstes heute: Federico Lombardi SJ. Nachfolger von Opus-Dei-Brüderchen Joaquin Navarro-Valls, der über zehn Jahre Jopa Wojtyla als Papstsprecher diente.


Missionswissenschaftler SJ


12/06'08 Erzbischof Ludwig Schick (SJ), Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Dt. Bischofskonferenz, erläuterte am 3. Dezember im Rahmen eines Pressegesprächs in Frankfurt am Main die Ziele des neuen Instituts für Weltkirche und Mission (IWM), das an der Philo-Theolo Hochschule St. Georgen eingerichtet wurde.

"Den deutschen Bischöfen ist nachdrücklich daran gelegen, dass die weltkirchlich-missionarische Dimension der Kirche in der Welt von heute in neuer Weise im Raum der Wissenschaften verankert wird. Deshalb haben sich die Bischöfe bereits vor mehr als zwei Jahren entschieden, ein IWM zu gründen und einen Stiftungslehrstuhl für diese Fragen einzurichten. Diese Institutsgründung erschien auch angeraten, weil die theologische Auseinandersetzung mit der Weltkirche ihren angestammten Platz an den Hochschulen in Deutschland weitgehend eingebüßt hat."

1. Am heutigen Tag – dem 3. Dezember – gedenkt die katholische Kirche des Heiligen Franz Xaver.
Er gehört zu den beeindruckendsten Gestalten des Jesuitenordens und wird als einer der großen Missionare der Kirche verehrt. Er ist zusammen mit der 'kl. Hl. Theresia von Lisieux' der Patron der Mission. Es gibt also wohl keinen geeigneteren Tag [...]

"Wenn das Evangelium unter die Menschen kommt, dann wächst das Reich Gottes, das durch Jesus Christus unwiderruflich angebrochen ist. Will die Kirche zu Beginn des dritten christlichen Jahrtausends die Zeichen der Zeit verstehen, sieht sie sich gerade angesichts der wachsenden Globalisierung nachdrücklich herausgefordert, die vielen Völker der Erde und nicht zuletzt sich selbst mit dem Evangelium vertraut zu machen."

[...] Die Missionswissenschaften als traditioneller Ort der Reflexion über die weltweite Verbreitung des Glaubens wurden im Jahre 1914 durch die Berufung von Joseph Schmidlin an die Katho-Theolo Fakultät Münster als eigenständige Disziplin grundgelegt. Sie befinden sich heute an den deutschen Hochschulen in einer mehr als schwierigen Situation. An den Katho-Theolo Fakultäten der staatlichen Universitäten gibt es nur noch das "Institut für Missionswissenschaft" in Münster (Giancarlo Collet) und den im Jahre 2004 an der Universität Würzburg auf fünf Jahre befristet eingerichteten Stiftungslehrstuhl "Missionswissenschaft und Dialog der Religionen" als institutionelle Kristallisationspunkte. An den Ordenshochschulen, die in früheren Zeiten großen Anteil an der Ausbildung der Missionare hatten, stellt sich die Lage nicht grundlegend anders dar. Es ist nicht überraschend, dass diese institutionelle Krise der Missionswissenschaften inzwischen auch zur Ausdünnung beim wissenschaftlichen Nachwuchs geführt hat. Wir finden kaum Professoren oder ausgewiesene Fachleute für Missionswissenschaft.
Die ungenügende institutionelle Präsenz weltkirchlicher Reflexion an den Hochschulen wirkt sich auch auf die Entwicklung der verschiedenen theologischen Disziplinen aus. Die Pastoraltheologie braucht z. B. die Impulse aus anderen Kulturen und Ortskirchen. Der Horizont der Fundamentaltheologie, auch der Dogmatik sowie der Spiritualität, wird weiter durch die Verbindung mit den Missionswissenschaften. [...]
5. Die Arbeit des neuen Instituts soll aber für die gesamte Arbeit der Kirche in Deutschland und ihre Bemühungen um die Entwicklung einer missionarischen Seelsorge von großem Nutzen sein.
Wegen der derzeit mangelnden wissenschaftlich-theologischen Auseinandersetzung mit der Weltkirche erhält auch die weltkirchliche Arbeit der Diözesen, der Hilfswerke, der Orden, Vereine und anderer Träger in Deutschland weniger Impulse als es zu wünschen ist. Es fehlt an hinreichender theologischer Begleitung sowie an einer Aus- und Fortbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den verschiedenen Diensten und Institutionen der weltkirchlichen Arbeit tätig sind.

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