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Der Auftrag der Kirche und die Freiheit des Menschen wurden durch Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika Redemptor hominis eigens betont und durch die Berufung auf die Erklärung über die Religionsfreiheit wie folgt hervorgehoben:
Lefebvre und die Traditionalisten fordern die Annahme bestimmter Wahrheiten durch alle Gläubigen."Wir spüren zutiefst den verpflichtenden Charakter der Wahrheit, die Gott uns geoffenbart hat. Wir empfinden insbesondere die große Verantwortung für diese Wahrheit. Die Kirche ist kraft der Einsetzung durch Christus Wächterin und Lehrerin der Wahrheit, dadurch dass sie ja ausgestattet ist mit einem besonderen Beistand des Heiligen Geistes, damit sie über die Wahrheit treu wachen und sie in ihrer ganzen Fülle unverfälscht lehren kann (vgl. Joh 14:26).
Indem wir diesen Auftrag erfüllen, schauen wir auf Christus selbst, der der erste Verkünder der Frohen Botschaft ist. Ebenso schauen wir auch auf seine Apostel, Märtyrer und Bekenner. Die Erklärung über die Religionsfreiheit macht uns in überzeugender Weise deutlich, wie Christus und folglich seine Apostel in der Verkündigung der Wahrheit, die nicht von den Menschen, sondern von Gott kommt ('Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat.'), d.h. vom Vater (Joh 7:16), obgleich sie alle Überzeugungskünste des Geistes einsetzen, eine tiefe Wertschätzung für den Menschen, für seinen Verstand, seinen Willen, sein Gewissen und seine Freiheit bewahren. Auf diese Weise wird die Würde der menschlichen Person Bestandteil jener Botschaft, wenn auch nicht in Worten, so doch durch das Verhalten ihr gegenüber. Diese Verhaltensweise scheint überein zu stimmen mit den besonderen Bedürfnissen unserer Zeit. Da sich nicht in allem, was die verschiedenen Systeme und auch einzelne Menschen als Freiheit ansehen und propagieren, die wahre Freiheit des Menschen findet, wird die Kirche um so mehr kraft ihrer göttlichen Sendung zur Wächterin dieser Freiheit, die Bedingung und Grundlage für die wahre Würde der menschlichen Person ist."
Er übersetzt dann "Glauben auf Autorität hin" mit "Glauben kraft Rechtsvorschrift" und meint damit Glauben auf obrigkeitlichen Befehl Pius' X.
In der Hl. Schrift lassen sich zwar keine Texte über die Religionsfreiheit finden, Religionsfreiheit allerdings wurzelt in der christlichen Offenbarung, in der Achtung, die Christus der menschlichen Freiheit in Glauben und Verhalten seinen Jüngern gegenüber entgegenbringt. Für die Christen bedeutet dies eine Verpflichtung, diese Freiheit besonders zu respektieren. Glaube wurde vom Konzil verstanden als jene freie Antwort auf Gottes Selbstoffenbarung, in der die Glaubensbemühung freiwillig vollzogen wird.
Denn der durch Christus erlöste und zur Gotteskindschaft berufene Mensch kann sich dieser Offenbarung nur dann hingeben, wenn er, durch den Vater gezogen, in Redlichkeit und Freiheit sich selbst überzeugt. Zwang, in welcher Form auch immer, ist mit dem Glauben unvereinbar. [...]
Glaube kann ebenso wenig zurückgeführt werden auf den Gehorsam gegenüber der kirchlichen Lehrautorität einer bestimmten historischen Epoche. Das Beispiel Lefebvre zeigt allerdings, dass hier der Gedanke des Gehorsams der kirchlichen Lehrautorität gegenüber verbindlich ist, wie er bis zum ZVK seine Gültigkeit besaß. Somit wird Glaube in diesem Phänomen mit der kirchlichen Lehrautorität Pius' IX. und Pius' X. umschrieben und an diese gebunden. Treue zu den Taufgelübden und Gehorsam gegenüber der Kirche sind jedoch notwendigerweise selbst auf den Glauben zurückzuführen, denn Treue zur Taufe und Gehorsam gegenüber der Kirche können ohne diesen Glauben nicht bestehen. Mit anderen Worten: "Der Glaube selbst ist auf nichts anderes zurückzuführen. Er beruht auf sich selbst und bewahrt sich selbst."
"Anders erhebt die Wahrheit nicht Anspruch als Kraft der Wahrheit selbst, die sanft und zugleich stark den Geist durchdringt. Man darf die Ausschreitung der Inquisition nicht wiederholen. Wir leben nicht mehr in der Zeit der 'Christenheit'. Wir leben in einer Welt pluralistischer christlicher Bekenntnisse.
Die religiöse Freiheit, die allen zuerkannt wird, soweit dieselben die natürliche und gerechte öffentliche Ordnung nicht stören, ist auch Bedingung für die freie Ausübung der katholischen Religion." [...]
Auch innerhalb der Kirche kann keiner das Recht haben, über den Glauben anderer zu gebieten. Weder die kirchliche Obrigkeit noch die Kirchengemeinschaft insgesamt oder eine bestimmte Teilkirche kann das Recht haben, von jemandem zu verlangen, den Glauben anzunehmen oder zu bewahren. "Was vom Glauben im allgemeinen gilt, gilt ebenso sehr von bestimmten einzelnen Glaubenswahrheiten. Wenn jemand diese nicht glaubt, so gibt es keine Instanz in der Kirche, die ihm rechtens die Pflicht auferlegen könnte, diese doch zu glauben. Und niemand hat gegenüber einer bestimmten kirchlichen Instanz die Rechtspflicht, solche Wahrheiten doch zu glauben."
Der innerkirchliche Konflikt macht auch deutlich, dass Tradition im Lehramt auf eine lebendige Vermittlung durch Erfahrung angewiesen ist, um das lebendige Christusbewusstsein zu empfangen.
Dieses Christusbewusstsein macht dann den Glauben aus, den der Mensch nicht auf dem Wege über die kirchliche Obrigkeit, sondern aufgrund einer gelebten Praxis aus dem Glauben erhält.
Wahrheit zielt aus theologischer Sicht auf das Heil und die Ganzheit des Menschen und der menschlichen Gemeinschaft hin. Sie begegnet den Menschen in der Tiefe der Komplexität geschichtlicher Erfahrung. Die Wahrheit des Heilsmysteriums muss erlebbar bleiben. Wahrheit als erlebte Wirklichkeit meint konkret ein "In-der-Wahrheit-Sein". Christliche Wahrheit hängt nicht von der Aufstellung von Regeln und Doktrinen ab, die nachzuvollziehen sind, sondern ihre Artikulierung muss sich vom Erleben der Wahrheit in der Gemeinschaft herleiten. In dieser Begegnung erfährt der Mensch die Wirklichkeit Gottes in der Geschichte: als Begegnung mit Gott und als ein Fortschreiten auf Gott hin wird Wahrheit zu "Tradition", die der Interpretation bedarf.
Rahner und Vorgrimler stellten schon 1961 zur Verhältnisbestimmung von Schrift und Tradition fest:
"Nachdem die ursprüngliche Tradition noch in den ersten Generationen der Kirche einen Niederschlag in der Heiligen Schrift gefunden hatte, ist das in der Tradition weitergegebene und durch das Lehramt autoritativ verkündete Glaubensbewusstsein der Kirche über den Umfang (Kanon) und den Sinn der Schrift und in diesem Sinn die Tradition immer noch formale Norm der Interpretation der Schrift, sodass es in diesem Sinne zwei Erkenntnisquellen der Offenbarung gibt: Schrift und Tradition, ja die Tradition sogar einen logischen Vorrang vor der Schrift hat."
Das ZVK stellte in Art. 21 der Dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung die Schrift als die höchste Richterschnur des Glaubens der Kirche dar, wozu Rahner und Vorgrimler (Im Auftrag Papst Pauls VI. führte er den Dialog mit Freimaurern.) einschränkend feststellten:
Von traditionalistischer Seite befürchtet Siebel in diesem Ansatz des Konzils die "Aufhebung der kirchlichen Tradition als Regel, Orientierungsmittel und jeden Gläubigen verpflichtende Festlegung des Glaubens.""Die Aussageintention wird aber beeinträchtigt durch das 'zusammen mit der Heiligen Überlieferung', einer Formulierung, die sich im Kapitel II nur dann zu voller Übereinstimmung bringen lässt, wenn die Tradition als bleibendes, lebendiges – und normatives – Schriftverständnis verstanden wird. Diese Intention wird insofern durchgehalten, als im folgenden von der Schrift allein die Rede ist. An ihr müssen sich Verkündigung, Predigt und Katechese orientieren."
Diese Befürchtung wird durch ein Zitat Pius' XII. aus dem Rundschreiben über die Anpassung der Theologie an die Zeitirrtümer (Humani generis) vom 12. August 1950 unterstrichen, wo Pius XII. vor einer solchen Ausrichtung warnte, sich allein an der Schrift zu orientieren:
Es kommt aber auf das bleibende, lebendige und normative Schriftverständnis an, das aus der unmittelbaren Beziehung der Verkündigung auf die Offenbarung gewonnen werden kann. Gerade das ZVK bezog sich unmittelbar auf die Offenbarung. Es stand in der Nachfolge des Konzils von Trient (KvT), des EVK und versicherte im Vorwort der Dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung:"Bei der Auslegung der Heiligen Schrift (HSc) will man die Analogie des Glaubens und der kirchlichen Überlieferung nicht gelten lassen. Mithin müsse die Lehre der Väter und des kirchlichen Lehramtes gleichsam auf die Waagschale der HSc gelegt (an der HSc gemessen) werden, die aber von den Exegeten auf rein menschliche Weise erklärt wird, statt eben die HSc nach der Auffassung der Kirche zu erläutern."
"Gottes Wort voll Ehrfurcht hörend und voll Zuversicht verkündigend, folgt die Heilige Synode (HSy) den Worten des hl. Johannes: 'Wir künden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns erschien. Was wir gesehen und gehört haben, künden wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft habt mit uns und unsere Gemeinschaft Gemeinschaft sei mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus (1 Joh 1:2-3).' Darum will die Synode in Nachfolge des Trienter und des EVK die echte Lehre über die göttliche Offenbarung und deren Weitergabe vorlegen, damit die ganze Welt im Hören auf die Botschaft des Heils glaubt, im Glauben hofft und in der Hoffnung liebt."
Analog zum EVK hob die dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium erneute die unfehlbare oberste Lehrgewalt des Papstes hervor: "Die der Kirche verheißende Unfehlbarkeit ist auch in der Körperschaft der Bischöfe gegeben, wenn sie das oberste Lehramt zusammen mit dem Nachfolger Petri ausübt."
Im Sinne des EVK war hier auch die Formulierung aufgenommen:
"Diese Unfehlbarkeit, mit welcher der göttliche Erlöser seine Kirche bei der Definierung einer Glaubens- und Sittenlehre ausgestattet sehen wollte, reicht so weit wie die Hinterlage der göttlichen Offenbarung, welche rein bewahrt und getreulich ausgelegt werden muß, es erfordert.
Dieser Unfehlbarkeit erfreut sich der Bischof von Rom, das Haupt des Bischofskollegiums, kraft seines Amtes, wenn er als oberster Hirt und Lehrer aller Christgläubigen, der seine Brüder im Glauben stärkt (vgl. Lk 22:32), eine Glaubens- oder Sittenlehre in einem endgültigen Akt verkündet. Daher heißen seine Definitionen mit Recht aus sich und nicht erst aufgrund der Zustimmung der Kirche unanfechtbar, da sie ja unter dem Beistand des Heiligen Geistes vorgebracht sind, der ihm im heiligen Petrus verheißen wurde."
Das jüngste Konzil versuchte gegen einen Bruch innerhalb des Traditionsprozesses zu wirken. Es unterschied sich allerdings im Prozess der Zielfindung von früheren Konzilien durch das Eindringen der theologischen Diskussionen in die Urteilsfindung der lehrenden Kirche und durch das Aufbrechen von nicht zu beschwichtigenden theologischen Problemen in der lehramtlichen Spitze des kirchlichen Glaubensbewusstseins. In Lehramt und Tradition muss die Kirche nach Paul VI. die Existenz und das Wesen Gottes tiefer erkennen. Dies lässt sich dadurch erreichen, dass sich die Kirche eigens in ihr Wesen vertieft, indem sie "über sich nachdenkt, sich besser erkennt, sich besser definiert, sich zu sich selbst zurückruft, in sich selbst lebt" und tiefer in das Geheimnis Gottes eindringt und Christi Worte besser zu erfassen sucht.
In diesem Sinne ist die Kirche "wie nie zuvor in ihrer Geschichte darauf bedacht, ihre Umwelt zu erforschen, in die menschliche Natur, die menschliche Gesellschaft Einblick zu nehmen, kurz 'das menschliche Leben und die Welt von Grund auf und in jeder Hinsicht zu kennen.'"
Dieses Sich-Hinwenden zur Welt erweckt in traditionalistischen Kreisen den Verdacht, die Kirche hätte ihre Tradition verlassen, sodass es notwendig würde, zwischen "katholisch" und "konziliar" in der Kirche der Gegenwart zu differenzieren. Richten wir allerdings unseren Blick auf die Theologie und das Lehramt in der Zeit nach dem Konzil, so zeigen sich Anzeichen dafür, dass das Weitertragen des Überlieferten in der Treue zum Konzil und zur Kirche sowie die daraus neu entstandenen Impulse verkannt werden, wenn sie von traditionalistischer Seite als ein "Bruch mit der Tradition" bezeichnet werden.
Hiergegen hob Paul VI. selbst schon in seiner Enzyklika Ecclesiam suam vom 6. August 1964 hervor, dass es um eine Erneuerung der Herzen und nicht so sehr um eine Änderung der Verhältnisse in der Kirche ginge.
Bezogen auf das Traditionsverständnis im Lehramt stellte Paul VI. fest:
Bei den lehramtlichen Entscheidungen stand Paul VI. in der Tradition der Kirche, wenn er in der Enzyklika Mysterium fidei zur Wahrung und Unversehrtheit des Glaubens sagte:"Nein, es ist nicht Stolz, es ist nicht Anmaßung, nicht Eigensinn und nicht Torheit, sondern lichtvolle Sicherheit (klare Gewissheit) und unsere freudige Überzeugung, lebendige und echte Glieder des Leibes Christi geworden zu sein, berufene Erben des Evangeliums Christi, rechtmäßige Nachfolger der Apostel zu sein im großen Erbgut an Wahrheit und Sitten, welche die Katholische Kirche, wie sie heute ist, kennzeichnen, das unversehrte und lebendige Erbe der ursprünglichen apostolischen Überlieferung zu besitzen.
Wenn dies unsern Ruhm bildet oder, besser gesagt, der Grund, weshalb wir 'allezeit Gott danken' (Eph 5:20) müssen, bedeutet es andererseits unsere Verantwortung Gott gegenüber, dem wir Rechenschaft schulden für eine so große Wohltat, Verantwortung auch der Kirche gegenüber, der wir die Gewissheit geben müssen, dass wir den Wunsch und den Vorsatz haben, den Schatz – 'das anvertraute Gut', von dem der heilige Paulus spricht (1 Tim 6: 20) – zu bewahren."
Die Linie der Tradition unterstreichend, fuhr der Papst fort:"Bei Wahrung der Unversehrtheit des Glaubens ist es auch notwendig, eine exakte Ausdrucksweise beizubehalten, damit beim Gebrauch unpassender Worte (Gott verhüte!) uns nicht falsche Ansichten in den Sinn kommen, die den Glauben an die tiefsten Geheimnisse betreffen.
Hierher passt die ernste Mahnung des heiligen Augustinus über die verschiedene Art zu sprechen bei Philosophen und bei Christen (Theologen): 'Die Philosophen,' schreibt er, 'sprechen freimütig, ohne Scheu, religiöse Menschen zu verletzen, über schwer verständliche Dinge.
Wir hingegen müssen eine festgelegte Ausdrucksweise befolgen, um zu vermeiden, dass ein zu freier Gebrauch der Worte eine gottlose Ansicht verursachen auch über das, was sie bedeuten (De Civitate Dei, X, 23, Migne PL 41, 300). Die Norm zu sprechen (regula loquendi), die die Kirche in jahrhundertelanger Arbeit und mit dem Beistand des HG festgelegt und die sie durch die Autorität der Konzilien bestätigt hat und die Kennzeichen (Ausweis) und Banner der Rechtgläubigkeit geworden ist, muss heiliggehalten werden."
Nach diesen zitierten Aussagen kann es für die Offenbarung in Schrift und Überlieferung keine "Auswahl" durch die kirchliche Autorität von heute geben. Das, was auch heute als Norm des Glaubens zu betrachten ist, wird nach obiger Meinung vom gegenwärtigen Lehramt nicht anders festgestellt, als dies im Lehramt der Vergangenheit geschah. Ein Unterschied besteht allerdings im Verhältnis zu bestimmten Traditionen, die entweder nicht zur allgemeinen Lehre der Kirche gehören oder mit neuen Erkenntnissen in der Erfassung von Glaubenswahrheiten vom heutigen Lehramt geprüft, anerkannt oder verworfen werden. [...]"Niemand wage es, sie nach seinem Gutdünken oder unter dem Vorwand einer neuen Wissenschaft zu ändern. Wer könnte je dulden, dass die dogmatischen Formeln, die von den ökumenischen Konzilien für die Geheimnisse der heiligsten Dreifaltigkeit und der Menschwerdung gebraucht wurden, für die Menschen unserer Zeit nicht mehr geeignet gehalten werden und vermessen durch andere ersetzt werden müssten? In gleicher Weise kann man nicht dulden, dass jeder auf eigene Faust die Formeln antasten kann, mit denen das Konzil von Trient das eucharistische Geheimnis zu glauben vorgelegt hat, weil diese und die anderen Formeln, deren sich die Kirche bedient, um die Dogmen des Glaubens vorzulegen, Begriffsinhalte ausdrücken, die nicht an eine bestimmte Kulturform, nicht an eine bestimmte Phase wissenschaftlichen Fortschritts noch an diese oder jene theologische Schule gebunden sind, sondern das darstellen, was der menschliche Geist über die Wirklichkeit in der universalen und notwendigen Erfahrung ausmacht und mit geeigneten und bestimmten Worten bezeichnet, die der Umgangssprache oder der gehobenen Sprache entnommen sind. Deswegen sind diese Formeln den Menschen aller Zeiten und aller Orte angepasst. In der Tat können diese Formeln mit Nutzen klarer und tiefer erklärt werden, nie aber in einem anderen Sinn, als in dem sie gebraucht wurden, sodass mit dem Fortschritt des Glaubensverständnisses die Glaubenswahrheit unberührt bleibt. Denn das EVK lehrt, dass man in den heiligen Dogmen immer an der Bedeutung festhalten muss, die die heilige Mutter Kirche einmal für gültig erklärt hat, und es ist nicht erlaubt, von dieser Bedeutung abzugehen unter dem Vorwand und im Namen eines tieferen Verständnisses (Const. dogm. De Fide cathol. c. 4)."
"Jede Erneuerung der Kirche besteht wesentlich im Wachstum der Treue gegenüber ihrer eigenen Berufung."
Im Vertrauen auf den Geist der Wahrheit und den Geist der Liebe fuhr er [Jopa Wojtyla] fort:
"Mit starkem Vertrauen auf den Geist der Wahrheit will ich also ..." [...]
Er [Papa Jopa] verwies zudem auf den Prozess der Konsolidierung der nationalen Bischofskonferenzen der gesamten Kirche und auf kollegiale Strukturen internationaler oder kontinentaler Art. [... Die Bischofskonferenzen sind die Zentralkomitees der papistischen Parteisekretäre.]
Die Laien sind dazu berufen, "das Salz der Erde" und "das Licht der Welt" zu sein. Das Charisma der Berufung der Laien liegt nach Jopa Wojtyla darin, "dem Evangelium in ihrem Leben Ausdruck zu verleihen und so die Frohbotschaft als Sauerteig in die Wirklichkeit der Welt, in der sie leben, einzubringen.
Gerade die großen Kräfte, die unsere Welt gestalten – Politik, Massenmedien, Wissenschaft, Technik, Kultur, Erziehung, Industrie und Arbeit – sind die Bereiche, in denen die Laien in besonderer Weise berufen sind, ihre Sendung zu erfüllen. Wenn diese Kräfte in der Hand von Menschen liegen, die wahre Jünger Christi sind und die gleichzeitig in ausreichendem Maße über das einschlägige Fachwissen und Können verfügen, dann wird die Welt in der Tat von innen her durch die erlösende Kraft Christi verwandelt."
Die Krise sitzt, wie Metz ausführt, tiefer: "Das jüngste Konzil hat sie nicht hervorgerufen, sondern nur offengelegt. Die Kirche zahlt den Preis für einen zu protektionistisch erscheinenden Umgang mit dem Volk.
Sie zahlt den Preis dafür, dass das Volk selbst bisher zu wenig zum Subjekt in der Kirche geworden ist, dafür, dass in der Sprache der Kirche die Lebens- und Leidensgeschichte des Volkes zu wenig verlautbart wurde, dafür, dass die Kirche zwar 'Kirche für das Volk' sein will, aber zu wenig 'Kirche des Volkes' ist."
Der Dialog, den das ZVK angeregt hat, muss heute geübt werden.
Das Geheimnis Christi muss als Grundlage der kirchlichen Sendung und als Grundlage des Christentums erörtert und im Sinne des Lehramtes des ZVK als universales Bewusstsein herangebildet werden.
"Um diesen ihren Auftrag durchzuführen, obliegt der Kirche allzeit die Pflicht, die Zeichen der Zeit zu erforschen und im Lichte des Evangeliums zu deuten."
Der Papst sagte:
[...] Durch das Konzil ist zwar damals der Durchbruch zu einer offenen, solidarischen Kirche gelungen."Geschieht es nicht manchmal, dass die starken religiösen Überzeugungen der Anhänger der nichtchristlichen Religionen – Überzeugungen, die auch schon vom Geist der Wahrheit berührt worden sind, der über die sichtbaren Grenzen des Mystischen Leibes (ML) hinaus wirksam ist – die Christen beschämen, die ihrerseits oft so leichtfertig die von Gott geoffenbarten und von der Kirche verkündeten Wahrheiten in Zweifel ziehen und so sehr dazu neigen, die Grundsätze der Moral aufzuweichen und dem ethischen Permissivismus (Päpstlicher Rat für die sozialen Kommunikationsmittel: "Pornographie und Gewalt in den Kommunikationsmedien – eine pastorale Antwort) die Wege zu öffnen? Es ist edel, bereit zu sein, jeden Menschen zu verstehen, jedes System zu analysieren und das, was richtig ist, anzuerkennen – das besagt jedoch keinesfalls, die Gewissheit des eigenen Glaubens zu verlieren oder die Grundsätze der Moral aufzuweichen, deren Fehlen sich bald im Leben der ganzen Gesellschaft bemerkbar macht und unter anderem die entsprechenden bedauerlichen Folgen verursacht."
Heute müsste allerdings vermehrt aufgezeigt werden, wie sehr sich die Kirche in den Konzilsdokumenten mit den Sorgen der Menschen solidarisiere und ein Zeichen der Hoffnung für die Welt von heute und morgen sein wolle.